Porzellanherstellung bei Ancap Porzellan

Porzellanherstellung bei Ancap Porzellan

Bildquelle: Fotolia (Zachary Grunewald)

Porzellanherstellung bei Ancap Porzellan: Rohstoffen, Verarbeitung und Fertigung von Porzellan

Letzte Aktualisierung: 04/2022

Porzellanherstellung und Porzellanarten

Am Beispiel von Ancap Porzellan möchten wir Sie mit der Porzellanherstellung vertraut machen, sodass Sie die unterschiedlichen Porzellanarten besser unterscheiden können. Von den Ursprüngen der Porzellanherstellung, über die Auswahl Rohstoffe und die Einzelschritte der Porzellanherstellung werden wir Ihnen zuletzt an einigen Produktbeispielen die Porzellanherstellung bei Ancap Porzellan vorstellen.

Denn sicherlich haben Sie sich auch schon mal gefragt, wie eigentlich Kaffeetassen oder typisch italienische Espressotassen hergestellt werden? Und worin unterscheidet sich eine Porzellantasse von einer aus Steingut? Was unterscheidet Meißner Porzellan von italienischem Porzellan oder Majolika? Was ist Keramik und was bedeutet Fayence? Was sind die Rohstoffe für die Porzellanherstellung und wie funktioniert der Brennvorgang? Wir möchten Ihnen einen kleinen Einblick in den Arbeitsablauf bei der Herstellung am Beispiel von Cappuccinotassen geben. Sie werden erstaunt sein, welches Know-how dafür notwendig ist und gleichzeitig noch ein paar verwandte Fachbegriffe erklären. In einer weiteren Informationsseite möchten wir Sie über die verschiedenen Porzellanarten und deren Unterschiede zu Steingut, Keramik, Terrakotta und Fayence informieren.

Das abgebildete "Hochstapelgeschirr" stammt übrigens von Nick Roericht, der von 1955 bis 1959 an der Ulmer Hochschule für Gestaltung (HfG) studierte. Die Anregung für ein vorbildlich gestaltetes Geschirr für die Hochschulmensa fand bei der Firma Rosenthal auf Gehör und die Stapeltassen wurden erstmals auf der Hannovermesse im April 1961 präsentiert. Sie wurden nun auch in die ständige Sammlung des New Yorker Museum of Modern Art aufgenommen.
(Quelle: www.ulm.de/kultur_tourismus)

Die Ursprünge der Porzellanherstellung

Eine genaue Datierung wer wann welches Porzellan hergestellt hat ist relativ schwierig. Sicher ist jedoch, dass die Ursprünge in China zu finden sind. Man geht dabei vom 7. Jahrhundert aus. Die Chinesen hielten die Herstellung von Porzellan streng geheim, d.h. über mehrere hunderte Jahre hinweg wurde die Porzellanherstellung wie ein Staatsgeheimnis gehütet.

Erst sehr viel später gelang es in Europa, Porzellan herzustellen. Zu erwähnen ist dabei das weltbekannte Meißner Porzellan. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts gelang es dort erstmals, Porzellan herzustellen. Zu verdanken haben wir dies Johann Friedrich Böttger der zusammen mit Walther von Tschirnhaus das "weiße Gold" herzustellen vermochte. Natürlich wurde hier in der Nähe von Dresden ebenfalls versucht, das Geheimnis der Porzellanherstellung zu hüten, was auch für mehrere Jahrzehnte gelang.

In Italien versuchte man sich sogar schon früher an der Porzellan-Herstellung, da die Nachfrage aus den Adelshäusern Europas sehr groß war. Schon gegen Ende des 15. Jahrhunderts hatten die Italiener die ersten Versuche gestartet. Allerdings war der Weg noch weit bis man die ersten Cappuccinotassen kaufen konnte.

Rohstoffe für die Porzellanherstellung

Für die Herstellung von Cappuccinotassen aus Porzellan werden drei wichtige Hauptbestandteile verwendet:
Kaolin (~50%)
Auch als Aluminiumsilikat, Porzellanton oder Porzellanerde bezeichnet, besteht hauptsächlich aus Aluminiumoxid, sowie aus Siliziumoxid. Daneben sind je nach Abbaugebiet noch unterschiedliche Mengen an "Verunreinigungen" enthalten.
Quarz (~25%)
Chemisch betrachtet ist Quarz Siliziumoxid. Landläufig wird er als Quarzsand bezeichnet und findet neben der Porzellan- und Keramikherstellung auch großen Einsatz in der Zementindustrie und in der Glasfertigung.
Feldspat (~25%)
Der Feldspat ist ein weiteres Silikatmineral in dem unterschiedliche weitere Atome von Calcium, Natrium und Barium etc. eingeschlossen sind.

Die Angaben der jeweiligen Rohstoffanteile sind natürlich nur pauschale Angaben. Kein Hersteller von Tassen und Porzellan wird seine spezielle Mischung preisgeben!
Bei den Rohstoffen gilt ausserdem: je reiner und hochwertiger das Ausgangsmaterial ist, desto edler wird nachher das Porzellan.

Aufbereitung der Rohstoffe

Die Rohstoffe zur Herstellung unserer Cappuccinotassen müssen zunächst zerkleinert und z.T. aufgereinigt werden, um störende Substanzen wie z.B. Eisenoxid zu entfernen.
In Trommelmühlen werden die Ausgangsstoffe pulverisiert und entsprechend gemischt.
Hier können jetzt auch noch Additive und verschiedene andere Stoffe (z.B. Quarz und Schmelzmaterialen) beigemischt werden, die zum einen für die Bearbeitung, als auch für das spätere Produkt, in diesem Fall unsere Cappuccinotassen, wichtig sind.

Anfertigung eines Tassen-Rohlings bei der Porzellanherstellung

Während bei der Herstellung von Tellern und Untertassen ein Drehautomat verwendet wird, werden Tassen im Allgemeinen durch das Gießverfahren (Schlickerguß) hergestellt.
Das bedeutet: das mehr oder weniger flüssige Rohporzellan wird in einen Negativabdruck der Cappuccinotassen eingefüllt und erhält dadurch seine Form.
Oftmals werden dazu zweiteilige Formen aus Gips verwendet, um nach dem Brand die Cappuccinotasse leichter aus Ihrer Form zu bekommen.

Nach einer ausreichenden Ruhezeit werden die Tassen-Rohlinge aus der Form entnommen und ihre Henkel können mit einer dicken Porzellanmasse angeklebt werden. Dies geschieht oft in Handarbeit.

Negativ-Formen für die Porzellanfertigung

Für die Herstellung von Porzellangegenständen werden häufig Negativ-Formen angefertigt, in die das flüssige Rohporzellan eingegossen wird.
Die Form besteht aus einem Ober- und einem Unterteil, die zusammen einen Negativabdruck des zu fertigenden Gegenstandes ergeben. Als Material wird häufig Gips verwendet.
Auch Ancap verwendet solche Negativ-Formen für Ihre Porzellanaufsätze für die Espressokocher, deren Deckel, für Teekannen und die Obertassen.

Die Herstellung einer Obertasse bei der Porzellanherstellung

Um Tassen herzustellen werden zunächst die Rohlinge in einer Form gegossen. Ist das Porzellan ausreichend fest geworden, kann der Griff angebracht werden.
Dies geschieht von Hand und es erfordert viel Übung und Präzision, damit die Henkel auch wirklich senkrecht und immer in der richtigen Höhe angebracht werden.

Auch muss der Übergang zwischen Griff und Henkel sauber erfolgen. Porzellanreste an der Seite oder direkt am Griff stören beim späteren Halten der Tasse. Wird der Griff nicht fest genug angedrückt, können Spalte entstehen, die zum einen nicht hübsch aussehen und zum anderen die Gefahr bergen, dass hier der Griff im späteren Gebrauch abbrechen könnte.
 
Auch durch Luftblasen im "Kleber"material, einem Schlick, in den der Griff vor dem Aufsetzen eingetaucht wird, oder später durch Blasen im Glasur-Überzug, können Löcher neben den Griffen entstehen, da die Blasen beim Brennen oder Trocknen  aufplatzen und sich somit Löcher und Vertiefungen als offener Glasurfehler oder Unebenheit ergeben können.

Fertigung und Anbringen des Griffs einer Obertasse bei der Porzellanherstellung

Der Griff wird wie die Obertasse, der Porzellanaufsatz der Espressine oder der Teekanne in einer Negativ-Form gegossen. Vor dem Anbringen des Griffs bzw. Henkels werden die Kanten nochmals überarbeitet und die Form des Griffs überprüft.

Vor allem die Innenseite des Griffs wird nochmals überarbeitet, sodass keine scharfen Kanten oder Porzellankrümel das spätere Halten des Griffs und dessen Haptik stören kann.
Auch die Stirnseiten des Griffs, die an der Tasse aufgesetzt werden müssen plan und sauber sein.

Fertigung einer Porzellankanne

Porzellankannen werden ebenfalls mit einer Negativ-Form gegossen. Ausguss und die Öffnung für das Einsetzen des Deckels müssen gesäubert und kontrolliert werden.
Auch hier wird jeweils in Handarbeit der Griff angebracht und nochmals überarbeitet.

Die Porzellanrohlinge sind dabei schon recht stabil, sind jedoch weiterhin noch anfällig gegen Dellen, Scharten und Porzellankrümel. V.a. auf der Tassenunterseite oder der Standfläche von Kannen können leicht Krümel übersehen werden, die später mit eingebrannt und scharfkantige Stellflächen ergeben würden.

Fertigung eines Espressokochers aus Porzellan

Ancap Porzellan fertigt auch Espressokocher mit einem Porzellanoberteil.
Dieses wird ebenfalls mit einer Negativ-Form gegossen und nach ausreichendem Aushärten wird der Griff angebracht. Der passende Porzellandeckel wird separat gegossen.
Der untere Teil des Espressokochers besteht jedoch aus Edelstahl.

Das Innere des Espressokochers muss nochmals überarbeitet werden, damit keine Porzellanreste im Ausguss bzw. im Überlauf/Steigrohr haften bleiben und auch der Boden muss frei von Porzellankrümeln sein.
Auch die Öffnung für das Einsetzen des Deckels müssen gesäubert und kontrolliert werden. Bei Espressokochern ist v.a. das Steigrohr zu überprüfen und dessen Öffnungen ggf. nachzuarbeiten bzw. zu säubern.
Anschließend wird auch hier wird jeweils in Handarbeit der Griff angebracht und nochmals überarbeitet.
 
Für die Porzellanaufsätze der Espressokocher von Ancap wird nach der Glasur und dem letzten Brand noch der Schraubaufsatz für die Classic-Ausführung eingeklebt. Deckel und Espressokocher werden zur Kontrolle zusammengesetzt, da durch die Handarbeit sowohl die Öffnung der Kanne als auch der Durchmesser des Deckels einer gewissen Toleranz unterliegt und somit beide Teile in seltenen Fällen nicht zusammenpassen. Die gesamte Einheit inklusive Kessel, Sieb, Trichter und Dichtung wird dann auf Dichtigkeit kontrolliert.

Fertigung und Anbringen des Griffs einer Obertasse bei der Porzellanherstellung

Porzellan-Untertassen werden meistens mit einer Drehscheibe gefertigt. Auf einer entsprechende Negativ-Form wird das Rohporzellan aufgebracht und dann in die gewünschte Dicke gebracht.
Das Lösen der fertig geformten Untertasse muss vorsichtig und nach einer kurzen Ruhezeit erfolgen, da die Untertasse sonst nicht plan wird und wackelt. Auch die Untertasse selbst könnte trotz gerader Stellfläche durch falsche Handgriffe eine gewellte Form erhalten.
Die Herstellung von runden Untertassen, bei denen die Stellfläche mittig angeordnet ist, ist folglich sehr viel einfacher, als eine Untertasse zu fertigen, deren Stellfläche nicht exakt in der Mitte angeordnet ist oder deren Form nicht rund, sondern z.B. oval ist.

Brennen der Cappuccinotassen bei der Porzellanherstellung

Nachdem die Cappuccinotassen etwas vorgetrocknet sind, können Sie aus Ihrer Form genommen und in den Brandofen gebracht werden.
Nach dem ersten Brand bei 900-1000 Grad Celsius über 18 bis 20 Stunden hinweg, dem sogenannten Schrühbrand, ist die Oberfläche der Cappuccinotassen noch recht rau, porös und sehr empfindlich.
Eine Glasur könnte jetzt aufgebracht werden. Sie hält auf der porösen Oberfläche besonders gut.

Glattbrand von Cappuccinotassen bei der Porzellanherstellung

Nun folgt der sogenannte Glattbrand. Bei Temperaturen von bis zu knapp 1500°C (die Brenntemperatur ist abhängig von der Art des Porzellans) wird den Cappuccinotassen jetzt über 25-30 Stunden lang ordentlich eingeheizt und das Porzellan sintert (Sintern), d.h. um es einfach auszudrücken, es schmilzt und gibt eine kompakte Masse.
Beim Glattbrand schrumpfen die Cappuccinotassen, was bedeutet, dass sich ihr Volumen verkleinert.

Aufbringen des Dekors bei bunten Tassen bei der Porzellanherstellung

Das Anbringen eines Dekors auf die Cappuccinotassen erfolgt nach dem Glattbrand. Dabei werden ggf. Folien aufgebracht oder die Tassen werden handbemalt.
Abschließend ist dann noch ein Dekorbrand von 800-900°C nötig. Interessant ist hierbei, dass sich die aufgetragenen Farben während des Dekorbrands stark verändern können.
Die endgültige Farbe ist also erst nach dem Brennen zu sehen - das benötigt viel Erfahrung und Geschick, um die gewünschten Farben vorherzusehen.
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